Halt den Rand

Schon wieder eine Woche im Krankenhaus verbracht. Weil ich es kann.

So problemlos meine OPs an sich immer verlaufen, so lästig wird es danach immer. Wie üblich war ich schrecklich pünktlich da – was um 07:30 wirklich nicht einfach ist – und habe dann noch so ca. 2h rumgelegen und mich gelangweilt.

In der OP Vorbereitung nölte eine Anästhesistin dann rum und fragte mich leicht vorwurfsvoll ob ich meine Venen zuhause gelassen hätte, ich nölte dann irgendwas zurück im Sinn von „die haben halt auch keinen Bock mehr“, und der Rest war Schweigen.

Im Aufwachraum ist es mir zwar gelungen den Witz mit „konnten Sie meine Schulter retten“, leider weiss ich nichts weiter als dass die Schwester mich besorgt fragte ob ich diese denn nicht mehr spüren könnte, aber leider weiss ich nicht wie sich das aufgelöst hat, genau genommen will ich gar nicht wissen was ich noch so an Unfug von mir gegeben habe.

Einen Tag nach der OP wurde auch mein Abbokath (ich werde noch voll der Krankenhaus Speech Pro) gezogen, der lag nämlich in der Armbeuge, was eine wirklich wirklich bescheidene Stelle ist.

Um Schwestern und Ärzten eine gewisse Unterhaltung zu bieten, hab ich dann von Samstag auf Sonntag Fieber bekommen, und Onkel Doc entschied, dass ich wohl besser Antibiotika intravenös bekommen sollte. Guter Plan an sich. Ist leichter umzusetzen wenn der Venenzugang noch da ist. Mir wurde also ein neuer Zugang gelegt, in die Armbeuge. 3x mal täglich, d.h. 08:00, 16:00 und 24:00. Und ja, es ist ganz fantastisch geweckt zu werden weil man wieder an die Infusionspumpe gehängt wird. Und dann weil gespült wird. Und dann weil man fertig ist. Und zwischendurch weil die Dreckspumpe rumspinnt.

Nach 2 Tagen kam ich zum Ergebnis dass die Infusionen mittlerweile fies schmerzen. Verhandlungen mit der Schwester über langsamer stellen vs. ziehen habe ich verloren, Abbokath wurde gezogen, da keinerlei Nachblutung kam, sass die Nadel wohl wirklich nicht mehr richtig. Neu legen. Die Dienstärztin solle sich darum kümmern. Die Dienstärztin war auch mehr als Willens sich darum zu kümmern, gab nach einigem Gestocher und viel Gemecker meinerseits dann jedoch auf. „Ich ruf mal bei der Anästhesie an“ – „Ich weiss nicht wie hilfreich das ist, die waren am Freitag schon unzufrieden mit mir“ – „Ja, aber die können das doch am besten.“

Das schöne an den Spätabenden ist, dass immer nur ein Dienstarzt von den Abteilungen im Haus rumrennt, und womöglich mit so unwichtigem Kram wie Entbindungen beschäftigt ist. Gegen Abend tauchte er jedoch auf, stocherte viel, beschwerte sich über meine Venen, um dann wieder in der Armbeuge einen Zugang zu legen.

Die übereifrigen Redon Drainagen beruhigten sich irgendwann mal, aber damit das alles nicht zu langweilig wird, dachte die Wunde sich, sie könnte ja auch einfach an der Oberfläche siffen ohne Ende. Also wurde zwar eine Drainage gezogen (aua!), dafür hatte ich einen stark erhöhten Verbrauch an Kompressen. Da ich Onkel Doc bei mehreren Visiten nicht gesehen hatte, wollte ich dass mein gesprächiger OP Arzt  mal einen Blick drauf wirft.

Der warf, erzählte lang und breit über die letzte Konferenz, bei der nicht geklärt wurde warum manche zu starker Serumbildung neigen, war zufrieden mit der Rötung, unzufrieden mit den Blutwerten und erzählte mal wieder dass er gute Erfahrungen damit habe Patienten auch mit Redon heimzuschicken.

Nach einer Woche durfte ich das schöne Etablissement dann jedoch ohne Drainagen verlassen, dafür ausgerüstet mit Kompressen, Hi-Tech Pflastern und einem Halbjahresvorrat Schmerzmittel (der bei mir vermutlich 2 Monate hält) und darf jetzt vermutlich wieder einmal die Woche zu Onkel Doc zur Kontrolle.

Ich bleibe leicht skeptisch und definitiv besorgt. Ich weiss noch nicht genau was für ein Gefühl ich bei der jetzigen Sache habe. Sie ist winzig, sie ist nicht schmerzfrei, und sie ist ebenfalls nicht 100% oberflächlich zu. Für die Wunde gilt: halt den Rand! Kein Zurückbilden der Wundränder! Sauber schliessen! Kein Entzünden! Wenn sie das durch hält, kann ich mir über den Mangel an Grösse irgendwann mal Gedanken machen.

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