Tschüss Eris. Hi Zoe!

Die zwei Jahre für eine neue Prothese waren ja schon 2013 rum, aber ich dachte ja ich bräuchte keine mehr. Nachdem sich diese Annahme als unglaublich falsch erwiesen hat, habe ich mir dann doch grosszügigerdings eine neue gegönnt. Bzw. gönnen lassen von der Krankenkasse.

Das Sanitätshaus meines Vertrauens hat zwar willkürlich den Standort gewechselt, die Wäsche-Abteilung ist jedoch noch die gleiche. Gleiche Leute, gleiches Sortiment.

Nach kurzem Hin und Her wegen der Eris „Na also, die geht ja gar nimmer, so könnense ja nicht rumlaufen!“ – „Ja aber …“ – „Nene, gut dass se da sind, da gucke mer gleich mal was für sie finden können, ich weiss da glaub ich was“ – „Ja aber … “ – „Ich bin gleich wieder für sie da“ – „JA ABER ich hätte gerne mal eine selbsthaftende!“ – „Ahso“ – „Ja!“ …

Gut, als ich dann das Gehör der geradezu unangenehm energischen Dame hatte, gab es dann Diskussionen wegen Pflegeaufwand. Scheinbar wollen die rein selbshaftenden ihre Trägerinnen regelmässig ärgern. Trägerin möge bitte vorher ein Tonic auf Brustwand auftragen, abends die Prothese 20min schrubben, 10min Brustwand reinigen…

Dafür ist diese träge Schreiberin Trägerin echt zu träge faul. Da muss man mal ehrlich sein, alles andere wäre zu dick aufgetragen. Und womöglich sitzt die Prothese dann falsch und trägt auf. Und wer weiss wie schnell man die aufgetragen hat. Und wer haftet dann dafür? Selbsthaftend ist ja nicht selbsthaftend. Haftung trägt die Trägerin. Trägerinnen haften für ihre selbsthaftenden Prothesen? Und so viele Haftungsbeispiele gibt es gar nicht von der selbsthaftenden. Vielleicht haftet der Hersteller der selbsthaftenden Prothese ein wenig für die Trägerin mit? Trägt Sorge für die Haftung? Ok ok, sorry, alles in Ordnung, ist schon wieder vorbei, war nur ein kurzer Anfall, mir geht’s gut. Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen. Leser haften für ihre Augen! Oh verdammt, ‚tschuldigung. Jetzt ist wirklich vorbei. Echt jetzt.

Also, jedenfalls. Die Neue, bringt Haftstreifen und lässt sich wahlweise auch in der Tasche tragen. Also nicht in der Handtasche, der Gesässtasche (zu gross), sondern in der Brusttasche. Also im BH, nicht Brusttasche wie Brustbeutel. Ach, Ihr verwirrt mich alle. Das hoffentlich gute an den Haftstreifen ist dass die „Belüftung“ recht gut sein sollte, weil sie nicht ganzflächig haftet. Wie soll ich jetzt eigentlich mit diesen Sprüchen aufhören wenn ich ständig was von tragen, haften und so schreiben muss? Egal jetzt, Eris ist raus. Zoe ist meine neue beste Freundin.

Zoe

Zoe

Eris

Eris

Mir kommt der Grössenunterschied ziemlich krass vor, liegt aber ein Stück auch daran dass das ich-lass-mich-im-einmonatigen-Rhythmus-operieren-Hobby auch nochmal einiges an Gewebe an der Brustwand abgetragen (sorry!) hat. Ein bisschen wie tektonische Verschiebungen. Darum sieht Eris jetzt auch etwas verschroben verschoben aus. Zoe gleicht das besser aus.

Da meine fadenlose Wunde immer noch der Meinung ist sie müsse etwas rumnässen, konnte ich Zoe noch nicht freischwebend spazieren führen (da! ganz ohne haftend und tragen!), da ich den Teil der Naht noch abkleben muss.

Ich bin aber gespannt wie ein Regenschirm wie gut das funktioniert. Und sollte ich jemals in morgendlicher Verpeiltheit Zoe versehentlich in mein Gesicht kleben und jemand spricht mich darauf an, muss ich unbedingt im Brustton (ha ha) der vollsten Überzeugung sagen: „Das trägt man jetzt so. Ihre Augen haften dafür gefälligst aber selbst!“

Die Trickser in weiss

So, ich sollte gegen 9 Uhr in der Klinik sein, ich war um 8:40 da, ich tauschte Dusche und WC innenliegend gegen ein Einzelzimmer (das viel von meiner Vorstellung einer Gefängniszelle hat). Dann habe ich müde, hungrig und durstig bis kurz nach 12 gewartet, bis ich dann doch noch operiert wurde.

Wie befürchtet war ich beim Aufwachen zu groggy für „Doktor, konnten Sie meinen Arm retten??“ Dafür wartete bereits Besuch auf mich, was der Schwester, die mich abholte ein leicht vorwurfsvolles „Sie haben ja gar nicht gesagt, dass sie eine Tochter haben!“ entlockte. Ehm, ja, gut, das haben wir dann auch geklärt.

Die erste Nacht war an sich ok, allerdings haben sie wohl während meiner Vollnarkose Twister mit mir gespielt, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und ein leicht tauber rechter Arm.

Der perfide Trick der Ärzte, unangenehmen Fragen aus dem weg zu gehen ist der, dass man die Visite so früh am Morgen macht, dass das Patiententier noch so verpennt ist, und eh nur die Hälfte mitbekommt.

Was ich allerdings mitbekommen habe, war dass einer meiner OP Ärzte sagte „Die Kapsel ist immer wieder aufgerissen, da mussten wir dann ein bisschen tricksen, die Haut ging aber super zu nähen“

Liebe Ärzte, achtet doch ein bisschen mehr auf Eure Ausdrucksweise, für Euch mag eine reissende Kapsel ähnlich ärgerlich sein wie für mich eine vergessene Debug Meldung, aber „da mussten wir etwas tricksen“ klingt für mich so:

Arzt1: sooo
Arzt2: ehm schon wieder gerissen!
Arzt1: ach Scheisse!!
Schwester1: Haha, du schuldest mir 2 Bier!
Arzt1: Mist, das müssen wir anders machen, wart ma
Arzt1 zu Arzt2: also, du klammerst das da mal fest
Arzt1 zu Schwester1: du hältst das dann da fest
Arzt1: und wenn das da drüber liegt, näh ich hier fest
Arzt2: super, dann tacker ich einfach die Ecke da rüber und dann sieht das später keine Sau mehr!
Schwester1: hm, naja, gut, wenn das wirklich hält, geb ich dir ein Bier aus!
Arzt1: klar hält das, die Haut drüber genäht und es sieht aus wie gewollt

Also bitte, sagt nicht tricksen, sagt meinetwegen alternativer Lösungsweg 😉