Schlussstrich(e)

Das war’s jetzt. Aus. Vorbei. Nichts geht mehr.

Die Brust ist nicht mehr. Sie ruht sich auch nicht nur aus. Ne, manche Sachen gehen nicht mit dem dead parrot Sketch.

Jedenfalls. Auf der Seite, an der die Brust einst lebte, passiert nun nichts mehr. Vor einigen Tagen habe ich mir die Stelle tättowieren lassen, somit ist sie nun versiegelt. Es ist jetzt auch klar, dass da kein Skalpell mehr ran darf.

Ich gebe zu, als das Motiv fertig war und der Termin näher rückte, habe ich schon noch ein wenig gezweifelt, obwohl eigentlich länger fest stand, dass da nichts mehr angebaut wird. Die Bauvorhaben, die die Krankenkasse genehmigen würde, sind mir zu aufwendig und riskant.

Bereuen tue ich es nicht, gelegentlich habe ich kurze Anfälle von ‚Schade, um das was vielleicht hätte sein können‘, aber insgesamt war es die richtige Entscheidung. Schon allein dass ich neuerdings oben ohne in den Spiegel schauen kann, und dabei ein bisschen glücklich oder wenigstens zufrieden gucke, beweist dass die Sache schon gut so ist, wie sie jetzt ist.

So komplett wohl fühle ich mich nicht in meiner Haut, vor allem jetzt, wo der Sommer naht, wird mir Zoe wohl auch wirklich viel an meinen Nerven sägen. Und dieses ominöse gefühlte 20cm tiefe Loch in der Narbe ist immer noch äusserst fragwürdig. Aber diese Stelle ist frei von Tättowierung und würde im Notfall sicher nochmal einen kleinen Angriff Eingriff erlauben.

Und bis dahin übe ich öfter das einbrüstige in der Öffentlichkeit unterwegs sein und recherchiere ob es Mini-Kärcher mit einer etwa 1,3 mm Düse gibt um das schwarze Loch sauber zu halten.

Lange Rede, wenig Sinn. Neues Tattoo. Letztes Tattoo (vermutlich). Persönlichstes Tattoo. Unglaublich bedeutungsschwangeres Tattoo.

Und mit diesen wunderschönen Schlussstrichen möchte ich das Kranklog nun auch schliessen.

Das war’s jetzt. Aus. Vorbei. Nichts geht mehr.

Jemand hat die Ströme gekreuzt!

Oder irgendwas ähnliches. Jedenfalls fliesse ich nicht mehr. Also der Atem fliesst noch, aber die Wundflüssigkeit ist nicht mehr so flüssig. Ich bin nicht mehr so flüssig. Die Menge, die binnen etwa 24h austritt, ist schon gar nicht mehr richtig ernst zu nehmen. Ich baue mal darauf, dass in zwei bis drei Wochen das ganze vorbei ist.

Habe dann prompt auch Onkel Doc eine Email geschrieben, bei der er im ersten Moment hoffentlich denkt „Ach verdammt, was ist denn jetzt wieder??“ um ihn danach zu beruhigen.

Die Naht an sich macht sich auch gut, wohlgemerkt gut. Schön ist ganz anders. Aber Hauptsache sie hält. Scheinbar ist der Kapsel langweilig geworden weil ich ihre Serombildung ignoriert habe, oder aber meinen Lymphbahnen ist jetzt wieder eingefallen wozu sie eigentlich da sind.

Heisst hoffentlich auch, dass ich Zoe dann bald freischwebend tragen kann.

Hach, mal gute Nachrichten. Völlig ungewohnt.

Aber vielleicht veröden die in der Augenklinik dann bald meinen Sehnerv statt Wimpernwurzeln, soll ja alles nicht langweilig werden …

Tschüss Eris. Hi Zoe!

Die zwei Jahre für eine neue Prothese waren ja schon 2013 rum, aber ich dachte ja ich bräuchte keine mehr. Nachdem sich diese Annahme als unglaublich falsch erwiesen hat, habe ich mir dann doch grosszügigerdings eine neue gegönnt. Bzw. gönnen lassen von der Krankenkasse.

Das Sanitätshaus meines Vertrauens hat zwar willkürlich den Standort gewechselt, die Wäsche-Abteilung ist jedoch noch die gleiche. Gleiche Leute, gleiches Sortiment.

Nach kurzem Hin und Her wegen der Eris „Na also, die geht ja gar nimmer, so könnense ja nicht rumlaufen!“ – „Ja aber …“ – „Nene, gut dass se da sind, da gucke mer gleich mal was für sie finden können, ich weiss da glaub ich was“ – „Ja aber … “ – „Ich bin gleich wieder für sie da“ – „JA ABER ich hätte gerne mal eine selbsthaftende!“ – „Ahso“ – „Ja!“ …

Gut, als ich dann das Gehör der geradezu unangenehm energischen Dame hatte, gab es dann Diskussionen wegen Pflegeaufwand. Scheinbar wollen die rein selbshaftenden ihre Trägerinnen regelmässig ärgern. Trägerin möge bitte vorher ein Tonic auf Brustwand auftragen, abends die Prothese 20min schrubben, 10min Brustwand reinigen…

Dafür ist diese träge Schreiberin Trägerin echt zu träge faul. Da muss man mal ehrlich sein, alles andere wäre zu dick aufgetragen. Und womöglich sitzt die Prothese dann falsch und trägt auf. Und wer weiss wie schnell man die aufgetragen hat. Und wer haftet dann dafür? Selbsthaftend ist ja nicht selbsthaftend. Haftung trägt die Trägerin. Trägerinnen haften für ihre selbsthaftenden Prothesen? Und so viele Haftungsbeispiele gibt es gar nicht von der selbsthaftenden. Vielleicht haftet der Hersteller der selbsthaftenden Prothese ein wenig für die Trägerin mit? Trägt Sorge für die Haftung? Ok ok, sorry, alles in Ordnung, ist schon wieder vorbei, war nur ein kurzer Anfall, mir geht’s gut. Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen. Leser haften für ihre Augen! Oh verdammt, ‚tschuldigung. Jetzt ist wirklich vorbei. Echt jetzt.

Also, jedenfalls. Die Neue, bringt Haftstreifen und lässt sich wahlweise auch in der Tasche tragen. Also nicht in der Handtasche, der Gesässtasche (zu gross), sondern in der Brusttasche. Also im BH, nicht Brusttasche wie Brustbeutel. Ach, Ihr verwirrt mich alle. Das hoffentlich gute an den Haftstreifen ist dass die „Belüftung“ recht gut sein sollte, weil sie nicht ganzflächig haftet. Wie soll ich jetzt eigentlich mit diesen Sprüchen aufhören wenn ich ständig was von tragen, haften und so schreiben muss? Egal jetzt, Eris ist raus. Zoe ist meine neue beste Freundin.

Zoe

Zoe

Eris

Eris

Mir kommt der Grössenunterschied ziemlich krass vor, liegt aber ein Stück auch daran dass das ich-lass-mich-im-einmonatigen-Rhythmus-operieren-Hobby auch nochmal einiges an Gewebe an der Brustwand abgetragen (sorry!) hat. Ein bisschen wie tektonische Verschiebungen. Darum sieht Eris jetzt auch etwas verschroben verschoben aus. Zoe gleicht das besser aus.

Da meine fadenlose Wunde immer noch der Meinung ist sie müsse etwas rumnässen, konnte ich Zoe noch nicht freischwebend spazieren führen (da! ganz ohne haftend und tragen!), da ich den Teil der Naht noch abkleben muss.

Ich bin aber gespannt wie ein Regenschirm wie gut das funktioniert. Und sollte ich jemals in morgendlicher Verpeiltheit Zoe versehentlich in mein Gesicht kleben und jemand spricht mich darauf an, muss ich unbedingt im Brustton (ha ha) der vollsten Überzeugung sagen: „Das trägt man jetzt so. Ihre Augen haften dafür gefälligst aber selbst!“

Interpunktion als Freizeitbeschäftigung

Kann man so machen. Ich mach das zwar nicht gerne, aber mit viel Überzeugung. Mindestens einmal die Woche. Diese sinnlose Superfähigkeit der Wundflüssigkeitsbildung ist gar nicht mal so super, zumal die mir im Krankenhaus das Zeug ja dann auch immer wieder wegnehmen. Und es die Farbe wechselt. Mal Cider, mal Rotling …

Und dann beschliesst der Onkel Doc krank zu sein, was jetzt irgendwie unpraktisch ist. Ich weigere mich nämlich die Stationsärzte da dran zu lassen – gut, die würden sich vermutlich auch weigern – aber wenn ich auf el gesprächige Chefarzt warten muss dauert das wieder ewig.

Die gute Nachricht dabei? Die Naht an sich sieht immer noch gut aus.  Die weniger gute Nachricht? Das nervt. Denn solang was durch die Naht raus sifft, werden auch die Fäden nicht gezogen. Solange die Fäden nicht gezogen werden, kann ich nicht baden. Solange ich nicht baden kann, wasch ich mich nicht … ach, lassen wir das.

Der Plan mir für dieses Jahr ein Hobby zu suchen, das weniger Ärzte beinhaltet, ist bisher noch nicht aufgegangen. Aber das Jahr ist ja noch jung. Das merkt man auch an diesem prepubertären Arschlochverhalten das es bis jetzt an den Tag legt. Ich glaube 2013 hatte einen ziemlich schlechten Einfluss. In meinem Fall eher Ausfluss … ach, lassen wir das.

Immerhin habe ich gelernt, dass es verdammt schwierig ist Email Betreffs wie „Herr Doktor, meine Brust gluckert“ zu übertreffen. Und ich die Idee, dass die originellsten Mails irgendwo in den Katakomben der Frauenklinik ausgehängt werden, eigentlich mag. Und ich wirklich hoffe, dass Onkel Doc zu schätzen weiss, dass ich mir viel Gedanken über Emails mit dem Text „Sie und ich, und eine Nadel sollten uns mal wieder treffen“ mache. Und er weiss was für ein Leistungsdruck aufgebaut wird, wenn wir weiter bei wöchentlichen Dates bleiben … ach, lassen wir das.

I can haz pony

Bei einem meiner vielen Arztgespräche nach mehr oder minder misslungenen Eingriffen sass ich mit el Chefarzt und Onkel Doc mal wieder da. Wie üblich hörte ich el Chefarzt nicht so richtig zu, bis er leichtsinnigerweise sagte „Wir geben Ihnen ja alles was Sie wollen“ Da wurde die kleine Lain hellhörig und krähte „Ich will ein Pony!“

Onkel Doc fiel dann beinahe vom Stuhl und litt noch ungefähr 10 Minuten unter Lachanfällen. Soweit so schön. Ist ja prima wenn nicht nur ich bei der ganzen Sache Spass habe.

Beim letzten OP Aufenthalt murmelte er dann etwas von „Pony vergessen“. Bei einem darauf folgenden Kontrollbesuch erzählte er dann dass er es immer noch daheim hätte und schon Schwierigkeiten hatte, es gegen seine Kinder zu verteidigen. Er würde es per Post schicken. Ohne viel zu denken (mal ganz neu) meinte ich, er solle bitte an die Luftlöcher denken.

Beim heutigen Termin bei dem wieder die Gewinnerkombo el Chefarzt und Onkel Doc zum punktieren auf der Matte standen (heute nur etwas über 100ml), stürzte er nochmal kurz raus, und überreichte mir einen Karton mit Fixtape und erklärte triumphierend „Mit Luftlöchern!“

Ich find die ganze Aktion leider so drollig, dass ich ganz massives Crossposting betreiben muss. (Und ja, das ist der Onkel Doc, der im letzten Post so überzeugt war von dem menschlichen Aspekt bei der Klinikarbeit)

Et voilà: le Pony, für das ich jetzt nur noch einen ordentlichen Namen brauche

Foto

Abnehmen ist doch ganz einfach

200ml haben knappe 5min gedauert.

Waren aber auch 2 Ärzte, eine verdammt grosse Nadel und ein Ultraschallgerät im Spiel. Meine nicht mehr vorhandene Brust ist jetzt dünner. Da schwabbelte nämlich massenhaft Wundflüssigkeit drin rum, was die Haptik wirklich seltsam gemacht hat. Ja, ich habe eine weitere reichlich sinnfreie Superfähigkeit an mir entdeckt: Starke Serumbildung. Wie ich das einsetze weiss ich noch nicht so recht.

Nachdem auch el Chefarzt mit rum punktiert hat, bin ich eigentlich ganz froh bei seinen OPs unter Vollnarkose zu liegen. „Oh“ … „Scheisse“ … „äh, das ist jetzt doof“ … all die Dinge die ich wirklich nicht gern aus Arztmund höre, wenn er an mir rumdoktort.

Da er meine sich ständig öffnende Naht wohl sehr persönlich genommen hat, waren diesmal ca. 4 Strips drauf, anderer Faden drin und eine äh, sagen wir interessante Nähtechnik im Spiel (O-Ton Onkel Doc „Naja, das ist ein bisschen wie bei einer Roulade genäht“ Gut dass ich so etwas nicht koche und keine Ahnung habe, wie man eine Roulade zunäht). Mal sehen ob meine Haut in wenigen Tagen denkt „Challenge accepted!“

Den Faden kann ich wohl in so 2-3 Wochen los werden, und ich muss nicht mehr regelmässig zu Onkel Doc. Nur noch wenn es wieder voller wird da drin, also in der Brust, also da wo die Brust mal war.

Auch el Chefarzt möchte mich gerne zu dem Wunderdoktor nach Düsseldorf verfrachten, auch el Chefarzt hat keine Erklärung warum der Expander so problemlos war und die Implantatversuche nicht.

Ich gebe zu ich bin noch etwas unzufrieden mit der Gesamtsituation, aber Umtauschen ist nicht habe ich gehört.

Und mit engelsgleicher Geduld werde ich nun also abwarten wie die Wunde sich diesmal verhält. Kurze Frage am Rande: gibt’s engelsgleiche Geduld gerade irgendwo zu kaufen? Ich, äh, frage für eine Freundin!

 

Tabula Rasa

Zumindest auf der rechten Seite meiner Brust.

2013 hat sich überhaupt nicht gelohnt für das Projekt G2B. Expander einsetzen, Auffüllen, Implantat einsetzen, Implantat austauschen, Implantat entfernen.

Für nichts. Für einen Oberkörper, der wieder auf einer Seite eine Lücke aufweist. Ein Oberkörper dessen OP Narbe jetzt schon so oft die Grösse gewechselt hat, das man bald versuchen kann davon Lebenslinien abzulesen. Der mittlerweile so viele Löcher von Drainage Schläuchen hat dass ich Connect-the-dots darauf spielen könnte. Also für nichts.

Jetzt heisst es wieder ein paar Wochen warten auf Ausheilung. Das könnte ja diesmal klappen weil nichts mehr drunter ist.

Und dann?

Das wüsste ich auch gerne. Die Idee 2014 mal keine einzige Nacht in einem Krankenhaus zu verbringen erscheint mir gerade unglaublich reizvoll. Die Idee des Aufbaus aus Eigengewebe, ganz egal ob DIEP-/TRAM- oder Latissimus-Dorsi-Flap, erscheint mir hingegen immer noch stark reizlos. Mir gehen langsam aber sicher die Alternativen aus.

Der Arzt, der mich von Brust-Ablation bis zum Entfernen des letzten Implantats begleitet hat, wechselt die Klinik zum 1. Februar und ich muss mir noch die Hacken ablaufen um ihn vorher noch in die Finger zu bekommen für ein Gespräch.

Mein neuer Gynäkologe rät mir sicherlich zu DIEP Flap und kassiert dafür vermutlich irgendwelche für Goodies von dem Operateur an den er mich verweisen würde.

Die eine Krankenschwester faselte etwas von 5-10 Jahre warten. What the Fuck?? 5-10 Jahre?? Abgesehen davon dass Geduld nicht zu meinen grossen Stärken gehört, 5-10 Jahre?? Hofft die etwa dass ich heute mit dem Rauchen aufhöre und dann in 5-10 Jahren mein Gewebe so fit ist, dass es binnen 2 Tagen zuheilt? 5-10 Jahre my ass …

Ich muss mal herausfinden wie lange Venen brauchen um wieder „Normalleistung“ zu bringen. Der Abbokath im Fussrücken hat einen fiesen blauen Fleck hinterlassen und der im Handrücken lag wieder 1 Tag nach OP wirklich beschissen und musste gezogen werden.

Immerhin hab ich Eris ja noch, und die 2 Jahre sind um, d.h. ich kann mir mal eine neue verschreiben lassen, vielleicht versuch ich mein Glück doch mal mit den selbsthaftenden Prothesen. Mit etwas Glück gelingt es mir die morgens nicht verpennt in mein Gesicht zu pappen.

Ich habe irgendwie immer noch keinen Plan wie ich die ganze Sache finde, jetzt wo wieder alles weg ist und mich im Spiegel kein schwarzer Spalt mit Seromschicht drauf angrinst. Es geht mir nicht gut. Es geht mir nicht wirklich schlecht. Ich stehe da immer noch etwas neben mir.

Eines kann ich aber mit absoluter Überzeugung sagen:

Ganz ehrlich, fick dich 2013!

I won’t let you fall apart

Versprochen Körper, irgendwas fällt uns ein, und wenn wir nach Düsseldorf zu diesem Meisterarzt fahren müssen wenn das jetzt wieder nicht heilt. Sollte es uns eigentlich Sorgen machen dass unser OP Arzt das ganze freiwillig auf wen anders abschieben will? Und hast du gehört dass unser andere OP Arzt ab Februar dann weg ist?

Egal. Das kriegen wir auf die Reihe. Wie alles andere auch. Und wenn ich heute wieder zuviel getrunken habe, dann ist das halt so, da musst du durch.

Ich ja schliesslich auch, und du bist mir wirklich keine Hilfe. Und wenn der Arzt sagt das sieht nach Gewebe aus, dann benimm dich auch so und heil gefälligst, ohne da jetzt wieder klaffender Abgrund zu spielen. Nix gegen den Arzt, aber so irre gern seh ich den dann auch wieder nicht. Vor allem nicht unter diesen Umständen.

Und weder du noch ich haben grosse Lust auf Eigengewebe Rekonstruktion, und komm mir jetzt nicht mit dem Argument dass du dann dünner bist, denk an deine miserable Heilungsfähigkeiten, mit 2 Wunden haben wir beide keinen Spass. Ausserdem weisst du wie lange ich nach Düsseldorf fahre? Gä, ich nämlich auch nicht.

Insgesamt wäre es praktischer wenn wir den ganzen Dreck hier vor Ort auf die Reihe kriegen würden. Dafür verspreche ich dir hoch und heilig dich dieses Jahr nicht noch mal für eine OP in’s Krankenhaus zu gehen. Vorausgesetzt du machst keinen Scheiss.

Und erinner mich gefälligst dran dass ich nicht mehr betrunken bloggen wollte!

 

(Title ref: Nine Inch Nails)

Halt den Rand

Schon wieder eine Woche im Krankenhaus verbracht. Weil ich es kann.

So problemlos meine OPs an sich immer verlaufen, so lästig wird es danach immer. Wie üblich war ich schrecklich pünktlich da – was um 07:30 wirklich nicht einfach ist – und habe dann noch so ca. 2h rumgelegen und mich gelangweilt.

In der OP Vorbereitung nölte eine Anästhesistin dann rum und fragte mich leicht vorwurfsvoll ob ich meine Venen zuhause gelassen hätte, ich nölte dann irgendwas zurück im Sinn von „die haben halt auch keinen Bock mehr“, und der Rest war Schweigen.

Im Aufwachraum ist es mir zwar gelungen den Witz mit „konnten Sie meine Schulter retten“, leider weiss ich nichts weiter als dass die Schwester mich besorgt fragte ob ich diese denn nicht mehr spüren könnte, aber leider weiss ich nicht wie sich das aufgelöst hat, genau genommen will ich gar nicht wissen was ich noch so an Unfug von mir gegeben habe.

Einen Tag nach der OP wurde auch mein Abbokath (ich werde noch voll der Krankenhaus Speech Pro) gezogen, der lag nämlich in der Armbeuge, was eine wirklich wirklich bescheidene Stelle ist.

Um Schwestern und Ärzten eine gewisse Unterhaltung zu bieten, hab ich dann von Samstag auf Sonntag Fieber bekommen, und Onkel Doc entschied, dass ich wohl besser Antibiotika intravenös bekommen sollte. Guter Plan an sich. Ist leichter umzusetzen wenn der Venenzugang noch da ist. Mir wurde also ein neuer Zugang gelegt, in die Armbeuge. 3x mal täglich, d.h. 08:00, 16:00 und 24:00. Und ja, es ist ganz fantastisch geweckt zu werden weil man wieder an die Infusionspumpe gehängt wird. Und dann weil gespült wird. Und dann weil man fertig ist. Und zwischendurch weil die Dreckspumpe rumspinnt.

Nach 2 Tagen kam ich zum Ergebnis dass die Infusionen mittlerweile fies schmerzen. Verhandlungen mit der Schwester über langsamer stellen vs. ziehen habe ich verloren, Abbokath wurde gezogen, da keinerlei Nachblutung kam, sass die Nadel wohl wirklich nicht mehr richtig. Neu legen. Die Dienstärztin solle sich darum kümmern. Die Dienstärztin war auch mehr als Willens sich darum zu kümmern, gab nach einigem Gestocher und viel Gemecker meinerseits dann jedoch auf. „Ich ruf mal bei der Anästhesie an“ – „Ich weiss nicht wie hilfreich das ist, die waren am Freitag schon unzufrieden mit mir“ – „Ja, aber die können das doch am besten.“

Das schöne an den Spätabenden ist, dass immer nur ein Dienstarzt von den Abteilungen im Haus rumrennt, und womöglich mit so unwichtigem Kram wie Entbindungen beschäftigt ist. Gegen Abend tauchte er jedoch auf, stocherte viel, beschwerte sich über meine Venen, um dann wieder in der Armbeuge einen Zugang zu legen.

Die übereifrigen Redon Drainagen beruhigten sich irgendwann mal, aber damit das alles nicht zu langweilig wird, dachte die Wunde sich, sie könnte ja auch einfach an der Oberfläche siffen ohne Ende. Also wurde zwar eine Drainage gezogen (aua!), dafür hatte ich einen stark erhöhten Verbrauch an Kompressen. Da ich Onkel Doc bei mehreren Visiten nicht gesehen hatte, wollte ich dass mein gesprächiger OP Arzt  mal einen Blick drauf wirft.

Der warf, erzählte lang und breit über die letzte Konferenz, bei der nicht geklärt wurde warum manche zu starker Serumbildung neigen, war zufrieden mit der Rötung, unzufrieden mit den Blutwerten und erzählte mal wieder dass er gute Erfahrungen damit habe Patienten auch mit Redon heimzuschicken.

Nach einer Woche durfte ich das schöne Etablissement dann jedoch ohne Drainagen verlassen, dafür ausgerüstet mit Kompressen, Hi-Tech Pflastern und einem Halbjahresvorrat Schmerzmittel (der bei mir vermutlich 2 Monate hält) und darf jetzt vermutlich wieder einmal die Woche zu Onkel Doc zur Kontrolle.

Ich bleibe leicht skeptisch und definitiv besorgt. Ich weiss noch nicht genau was für ein Gefühl ich bei der jetzigen Sache habe. Sie ist winzig, sie ist nicht schmerzfrei, und sie ist ebenfalls nicht 100% oberflächlich zu. Für die Wunde gilt: halt den Rand! Kein Zurückbilden der Wundränder! Sauber schliessen! Kein Entzünden! Wenn sie das durch hält, kann ich mir über den Mangel an Grösse irgendwann mal Gedanken machen.

How-to pack your Tasche for the Krankenhaus

  • Wenig Socken, man trägt ja aparte Kompressionsstrümpfe
  • Ein Oberteil das man notfalls wegwerfen kann, die Desinfektionsflüssigkeit wäscht sich sauschlecht raus
  • 3fach Steckerleiste, je nach Positionierung des Bettes sind die meisten Kabel zu kurz für Steckdose bis Bett
  • Ladekabel für Handy, Tablet und je nach erwarteter Länge des Aufenthaltes E-Reader
  • Handy mit ausreichend Hörbüchern / Hörspielen befüllen, man kann mit schlechten Empfang rechnen
  • E-Reader mit ausreichend Material befüllen, siehe oben
  • Halsbonbons, Intubieren unter Vollnarkose, Halsschmerzen, weisste Bescheid …
  • Teebeutel mit vernünftigem Tee, ausser man steht auf Kamille und Pfefferminze bis zum abwinken
  • und dann noch so unnützes Zeug wie Klamotten, Hausschuhe, etc.

Mittlerweile muss ich schon gar nicht mehr richtig nachdenken, da hab ich mich beim letzten Urlaub wirklich mehr Gedanken drüber gemacht. Was irgendwie nicht für mich spricht. Bzw. nicht für meine Ärzte, oder eigentlich eher nicht für meine Wundheilung.

Ach, ich hätte jetzt gerne einen kurzen kindlichen Anfall von „neiiiiiiiin, ich will da nicht schon wieder hin!! Rabääääh! Nicht schon wieder aufschneiden!“ Aber bringt ja alles nix. Und für auf den Boden werfen und strampeln ist es mir hier gerade zu kalt und zu unbequem. Das macht mein Kreuz nicht mehr mit. Ausserdem hab ich’s in der Brust.